1200er Jojo

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Flug vom 24/Feb/2002

Es herrschten etwa 45 km/h Westwind mit geringer Regenwahrscheinlichkeit

Der Flug ging über 2 Wenden im Abstand von 50 km. Gestartet wurde in Worms gegen 07:30, gelandet in Bensheim auf dem Acker weil mal wieder der Wind gegen die Berstraße einschlief. Das war etwa um 17:00. 
In Höhen zwischen 150m-500m über Grund konnte ein Schnitt von 130km/h realisiert werden.

Es waren 1200 kreisfreie Kilometer.

IGC-Download hier

Die ganze Story zum Vorgartentausender

Freitag, den 22.2.02 auf einer Fortbildungsveranstaltung auf dem Flugplatz Worms: Ich erzählte Matthias Hölzl, dass am Sonntag wohl Bergstraßenwetter sein könnte, von morgens bis abends. Matthias war sofort Feuer und Flamme und der Schlepppilot Gottfried Neumann war spontan bereit, uns bei der Aktion Berstraße zu unterstützen. Auch Reinhold Klatte als Helfer für  Startvorbereitungen und Rückholorganisation setzte sich ganz unkompliziert gleich mit ins Boot.

Am Samstag gegen drei Uhr sollte die Entscheidung getroffen werden. Vormittags bei Einkäufen in der Stadt dachte ich schon, der richtige Tag sei verpasst, da es seit Stunden sehr windig war und dabei kein einziger Tropfen vom Himmel fiel. So gegen drei dann Erleichterung: Es schüttete aus allen Kübeln. Wieder hoffnungsfroh, das Timing könnte noch stimmen, studierte ich sämtliche Wetterinformationen, die ich bekommen konnte. Alles sah nach einem guten Sonntag aus.

Sofort wurden alle Vorbereitungen in die Wege geleitet. Sämtliche Müsliriegel wurden zusammen gesammelt, die Trinkflasche überprüft, winterfeste Kleidung und Schuhe im Auto verstaut, Fußsohlenheizung gecheckt.

Das Wasser für die Flugzeuge habe ich von zu Hause mitgebracht, da man im Winter ja meistens vor abgedrehten Wasserhähnen auf dem Flugplatz steht. Meine blaue Tonne mit eingebauter Pumpe wurde im Auto mit 240 Litern gefüllt. Das sollte für beide Flugzeuge reichen. Matthias beanspruchte für die Discus1 90 Liter, ich plante; 70 Liter mitzunehmen.

Um Neun Uhr abends war ich dann mit meiner Lucy (das ist meine LS8, die LY), die ich erst noch der Scheune und dem Winterschlaf entreißen musste,  in Mannheim angekommen, um mit Matthias die Strecke vorzubereiten. Die von mir im September des Vorjahres erflogenen Wendepunkte hatte Matthias schnell im Logger. Die nördliche Wende ist direkt neben der Terrasse vom Frankenstein, die südliche etwa bei Leimen bei Walldorf. Die Wenden haben einen Abstand von 50 km, was die Streckenrechnung beim Fliegen erleichtert. Außerdem kommt es der B-Note des Flugvorhabens zu gute; irgendwie klingt es gut, das Tausender nach 10 Runden in der Tasche zu haben. Nachdem Matthias sich die kritischen Flugabschnitte in der Karte vermerkt hatte, derer es drei auf der gesamten Strecke gibt, und nachdem wir die Aufgabenzettel ausgefüllt hatten mit einer Aufgabe, die es nicht gibt, nämlich: „Zielrück-Flug mit Anzahl Umrundungen mindestens 10 mal“ hatten wir noch Zeit für ca. vier Stunden Schlaf.

Sonntag früh um viertel nach Drei wurde gefrühstückt, gegen halb Fünf haben wir die Tore auf dem Flugplatz in Worms aufgeschoben. Und dann das Übliche: Alles ausräumen, Flieger von der Decke holen, alles wieder einräumen, Lucy aufbauen, Wasser tanken Discus, Wasser tanken Lucy, völlig plattes Discus Fahrwerk aufpumpen, Flugzeug packen, Schleppmaschine vorbereiten, umziehen et cetera, et cetera.

Zwischen Fünf und Sechs Uhr haben wir Gottfried und Reinhold angerufen, die beide schnell am Flugplatz waren und uns nach Kräften unterstützten. Um Sieben waren alle Maschinen startklar, eine Viertelstunde später hing Matthias am Haken, fünf nach halb Acht habe ich mich von Gottfried in den Himmel schleppen lassen. In etwa 1000m wurde ausgeklinkt.

Am Melibokus trafen wir uns, um zehn vor Acht haben wir das erste mal die Nordwende umrundet. Von nun an war die Höhe meistens zwischen dreihundertfünfzig und vierhundertfünfzig Meter über Meeresspiegel, der Teil vom Königstuhl bei Heidelberg bis zur südlichen Wende brachte etwas mehr Höhe, der Teil zwischen Heppenheim und Melibokus ein bischen weniger. Durch einen ersten Versuch am 9. September 2001, ein Tausender an der Bergstraße zu fliegen, wusste ich, dass es möglich ist, ohne Kreisen auszukommen, was die Schnittgeschwindigkeit natürlich verbessern würde. Verhalten den Hang erkundend konnte von uns beiden die erste Runde um zwanzig vor Neun beendet werden; immerhin ein 120er Schnitt. die nachfolgenden Runden ergaben Zeiten von 43 bis 48 Minuten, was in Anbetracht von störender Thermik, diverser Schneeschauer und teilweise wolkenbedeckter Bergkuppen akzeptabel war.

Den Hang meistens unterhalb des Grates abfliegend ergaben sich reichlich Möglichkeiten, mit dem Publikum durch Winken Kontakt aufzunehmen. Zeit zum Träumen ergab sich jedoch nicht. Zugrichtung und Geschwindigkeit der Schneeschauer waren abzuschätzen, der Wind musste anhand der Schornsteine in der Rheinebene und am Bordrechner beobachtet werden, es mussten die besten Aufwindfelder gefunden werden, Körper und Geist mussten im optimalen Leistungspunkt gehalten werden, kurz: Es gab keine Minute der Langeweile. Nach genau 7 Stunden und 40 Minuten war es dann geschafft. Der zehnte Strich konnte gemacht werden, 1000km waren um die vorgegebenen Wenden geflogen worden, ein Schnitt von 130km/h! Aber es war noch Zeit. Nach meiner Rechnung konnten insgesamt 13 Runden mit einer Landung in Bensheim vor Sunset geschafft werden (Wenn’s schon kein Rekord gemäß FAI werden sollte, dann sollte er doch wenigstens die gleichen Rahmenbedingungen haben). Die nächste Runde war die schnellste. Ca. 43 Minuten, 139km/h! Das sah gut aus. Ich errechnete 8 Minuten Puffer für dreizehn Runden einschließlich Landung in Bensheim. Aber wer meint, er dürfe so eine Rechnung aufmachen, ohne die Berstraße aus Ehrfurcht vorher zu Fuß abgeschritten zu sein, sieht sich getäuscht. Die zwölfte Runde fing wieder ganz brauchbar an. Aber das erste Zeichen für einen Wetterumschwung war schon zu erkennen, als wir zum ersten mal nicht am hohen Teil des Königstuhls vorbei fliegen konnten. Die Strecke nördlich von diesem hatte uns nicht mehr die richtige Ausgangshöhe beschert, wir mussten in halber Höhe im Westen bleiben. So ging es dann nach der südlichen Wende stetig bergab, bis wir kurz vor der nördlichen Wende, am Melibokus schon vorbei, in 250 Meter NN kehrt machten nach Süden, weiter nördlich ist das Gelände unlandbar. Nach etwas mehr als 1200 km schlief der Wind komplett ein. Bis dahin ein Flug ohne einen einzigen Kreis. Ein letzter Versuch, am Fuße des Melibokus Höhe zu machen, scheiterte. Jetzt wäre ein bischen Thermik nicht schlecht gewesen. Matthias, mit dem ich den kompletten Flug zusammen war, suchte den Acker aus, ich folgte ihm wenige Minuten später   ...ein toller Flug